sabato 6 agosto 2011

Anche in tedesco l'intervento sulla Siria

Irakische Sicht

Gastkommentar. Was geschieht in Syrien?

Von Domenico Losurdo
da Junge Welt
Tragische Nachrichten und grauenhafte Einzelheiten gelangen aus Syrien zu uns, doch ist es schwierig, zwischen Wahrheit und Manipulation, zwischen gerechtfertigten Protesten und infamen Versuchen der Destabilisierung zu unterscheiden. Sinnvoll kann es daher sein, auf das Land nicht vom Westen, sondern z.B. vom Irak aus zu blicken. Gelegenheit dazu bietet ein Artikel von Tim Arango in der International Herald Tribune (IHT) vom 30./31. Juli. Dort lesen wir: »Im Irak wird Syrien noch als so etwas wie eine Oase betrachtet. Die Iraker begannen, dorthin zu fliehen, um dem von den USA angeführten Krieg und dem darauffolgenden Blutbad der sektiererischen Gewalt zu entfliehen. Im Verlauf des Krieges hat Syrien circa 300000 irakische Flüchtlinge aufgenommen, mehr als jedes andere Land in der Region – nach Angaben des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge. Obwohl Syrien in diesen Tagen seinen Unruhen entgegentreten muß, kehren nur wenige Iraker in ihre Heimat zurück. Die Zahl der Iraker, die sich Richtung Syrien aufmachen, ist weitaus größer als die der Rückkehrer.«

Die Iraker fliehen demnach nicht nur, um den Krieg hinter sich zu lassen, der weiter nachwirkt, sondern auch, weil sie genug haben von einem Land, das sich durch Unfähigkeit und Korruption auszeichnet. Es stimme, »Syrien wird als ein Land betrachtet, in dem man besser leben kann«. Von der IHT befragt, äußern sich Iraker einfach und klar. In bezug auf Syrien sagen sie: »Dort ist das Leben schön, und die Frauen sind auch schön« (es existiert keine Kopftuchpflicht). Jedenfalls »gibt es dort etwas Wichtiges: Überall Freiheit und Sicherheit«. Und aufgrund dieser verbreiteten Überzeugung sei »wegen der Sommerferien die Zahl der Personen gestiegen, die den Irak in Richtung Syrien verlassen«.

Doch was berichten die, die sich dort (wahrscheinlich in den ruhigeren Gegenden) schon niedergelassen haben? Gegenüber der US-Zeitung bezeugt solch ein Iraker: Ja, das Schauspiel, das von Syrien im Fernsehen geboten werde, sei äußerst beunruhigend, aber »wenn ich meine Familie anrufe, sagen sie mir, es ist alles o. k.«!

Sicherlich ist das hier gezeichnete Bild einseitig und übertrieben rosig. Doch diejenigen, die den Krieg im Irak entfesselten und direkt oder indirekt am Tod Zehntausender Menschen schuld sind, haben das Land in einen heute noch derartig katastrophalen Zustand versetzt, daß Syrien wie eine »Oase« erscheint; gerade deshalb haben sie kein Recht, anderen Ländern Lektionen zu erteilen. Um im Mittleren Osten zu bleiben: Diejenigen, die weiterhin Libyen bombardieren, ohne davor zurückzuschrecken, Fernsehjournalisten und -techniker dieses Landes zu ermorden, sich aber dennoch anmaßen, Lektionen über »Menschenrechte« zu erteilen und von einem neuen »humanitären Krieg« träumen, sie beweisen nur, daß sie jedes Schamgefühl und den Sinn für Lächerlichkeit verloren haben.

Domenico Losurdo ist Professor für Philosophie an der Universität Urbino/Italien

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