di Sabine Kebir, "Marxistische Blätter" 4/10
Domenico Losurdo: Die Deutschen. Sonderweg eines unverbesserlichen Volkes? Mit einem Vorwort von Andreas Wehr, Kai Homilius Verlag, Berlin 2010, 110 Seiten, 7,50 Euro
Der „deutsche Sonderweg“ ist wohl der bedeutendste Topos der Selbstkritik, den eine Mehrheit der Deutschen heute teilt. Bürgerliche Kreise verstehen darunter vor allem, dass Deutschland Ort der Entwicklung des meist rassistischen – vor allem antisemitischen – Denkens gewesen ist, das schließlich zum Holocaust führte. Linke verbinden mit dem deutschen Sonderweg zudem noch die Vorstellung, dass der extreme Rassismus auf die starken antidemokratischen Traditionen Deutschlands zurückzuführen ist. Beides hat zur Einengung des Nationsbegriffs auf deutsche Ethnizität geführt, was bis heute in Teilen des Staatsbürgerrechts wirksam ist. Dies und der im Holocaust gipfelnde Rassismus ist der Grund, weshalb sich in Deutschland auch Linke vom Nationenbegriff distanzieren und schnell relativ unkritische Positionen gegenüber der Globalisierung und der konkreten Entwicklung der Europäischen Union einnehmen. Dabei gibt es kaum ein Land der Welt, in dem sich, trotz aller Globalisierungstendenzen, die Menschen geschlossen oder in verschiedene Gruppen geteilt, nicht durchaus einer Nation zugehörig fühlen...
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